Gedichte 19


Weihnachtsfrieden


Weihnachten soll Frieden bringen,
wie kann das heute noch gelingen?
Es liegt an uns, ob es wahr werden kann,
hier und jetzt, nicht morgen oder irgendwann.

Fernab vom geschäftigen Treiben,
sollte noch etwas Zeit übrig bleiben,
um unsere Nächsten wirklich zu „sehen“,
ein Stück weit mit den Schwachen zu gehen,
die Not um uns herum nicht zu ignorieren,
für die eigenen Fehler sich nicht zu genieren,
anderen ihre Verfehlungen zu vergeben,
mehr mit- anstatt gegeneinander zu leben.
Jeden so anzunehmen wie er eben ist,
Toleranz zu üben – was man ja oft vergisst.

Da scheint man Übermenschliches von uns zu verlangen,
aber uns braucht vor dieser Aufgabe nicht bangen.
Aus eigener Kraft müssen wir sie nicht vollbringen,
ganz ehrlich - es würde uns auch nur selten gelingen.
Doch jetzt zur Weihnacht begrüßen wir den,
der all´ diese Prüfungen konnte besteh´n.
In Jesus ist uns der Heiland und Retter geboren,
es heißt ja -  ohne ihn da wäre die Welt verloren.

Drum scheuen wir uns nicht - grad´ in dieser Zeit -
und machen wir unsere Herzen weit,
damit ER einzieh´n kann mit seiner Gnade
versäumen wir´s nicht – das wäre schade.
Denn wer seine Liebe hat angenommen,
zu ihm mit all´ seinen Nöten ist gekommen,
der spürt - nicht nur zur Weihnachtszeit -
wie dieser innere Friede befreit.

Verfasser: Barbara Till






Frieden


Den tiefen Frieden
im Rauschen der Wellen,
den wünsche ich Dir.

Den tiefen Frieden
im schmeichelnden Wind,
den wünsche ich Dir.

Den tiefen Frieden
über dem stillen Land,
den wünsche ich Dir.

Den tiefen Frieden
unter den leuchtenden Sternen,
den wünsche ich Dir.

Den tiefen Frieden
vom Sohne des Friedens,
den wünsche ich Dir.


Aus Irland

Aus Missio-Adventkalender 2012
zugesandt von Heinz Pangels






Dann ist auch deine Nacht Heilige Nacht


Ich bin deine Freude -
Fürchte dich also nicht,
froh zu sein!   

Ich bin in deiner Not,
denn ich habe sie
selbst erlitten.

Ich bin in deinem Tod,
denn heute,
als ich geboren wurde,
begann ich mit dir zu sterben.

Ich gehe nicht mehr weg von dir.
Was immer dir geschieht,
durch welches Dunkel dein
Weg dich auch führen mag -
Glaube, dass ich da bin!

Glaube, dass meine Liebe
Unbesiegbar ist!
Dann ist auch für
Dich Weihnacht.
Dann ist auch deine Nacht
Heilige Nacht.
Dann zünde getrost die Kerzen an -
Sie haben mehr recht als alle Finsternis.

Karl Rahner





Neuer Anfang

"Wohin willst du gehen?"
fragte mich der Engel,
als ich an einer Kreuzung stand
und nicht mehr weiter wusste.

"Nach Bethlehem", antwortete ich
und breitete meine Landkarte
umständlich vor ihm aus.

Lächelnd nahm er sie mir aus der Hand
und wies mir den weiten Weg
von meinem stets angestrengten Verstand
hin zu der Güte meines Herzens.

Christa Spilling-Nöker
Aus: Leuchtende Nacht, 2014




Bild: "Tiefer Winter" von David Cooke


Heilige Nacht

wenn ich malen könnte
würde ich ein kleines
schäbiges Haus malen

ganz klein
in ganz viel Weite
und mit ganz viel Verlorenheit

und mit ganz viel Dunkel drumherum
und der Sturm der dahinfegt
und die Kälte die zittern lässt

und die Hoffnungslosigkeit
und die Angst
und die Sorge

und dann würde ich
mitten in dieses kleine schäbige Haus
mit dem gelbesten Gelb einen Punkt setzen

und diesem Bild
würde ich dann den Titel

du

geben.

Andrea Schwarz




Auf dem Weg zur Krippe

Ich habe mich auf den Weg gemacht:
Wie einer der Könige suchte ich
nach einem Lichtpunkt am dunklen Himmel.
Wie einer der Hoffnungslosen suchte ich
nach einem Funken Hoffnung in dieser Welt.
Wie einer aus der Verlorenheit
suchte ich ein Zuhause bei Gott.

Ich suchte Gott bei den Menschen
und fand einen Blick, der mich verstand,
und fand eine Hand, die mich suchte,
und fand einen Arm, der mich umfasste,
und fand einen Mund, der zu mir JA sagte.

Ich fand Gott nach langem Suchen:
sehr arm, nicht mächtig, nicht prächtig,
sehr bescheiden, alltäglich,
als Kind in der Krippe, nackt, frierend, hilflos,
mit einem Lächeln durch die Zeiten;
das erreichte mich in meinen Dunkelheiten.
Gott fing ganz klein an - auch bei mir.

Uwe Seidel
(1937-2007)
evang. Theologe





Stern der Weihnacht

Weihnachtsstern, nun strahlst du wieder,
hoch oben aus dem Himmelsraum,
schick deine Botschaft zu uns nieder
und schenk uns neu den alten Traum.

Dein Licht ist wieder ein Enthüllen,
die Schöpfung richtig zu verstehen,
den Sinn des Lebens zu erfüllen
und auf die Menschen zuzugehen.

Schenk wieder Freude unseren Lieben,
den Müden, Kranken, Schwachen,
und rette Reste, die noch blieben,
vor allem beim verlorenen Lachen.

Vielleicht steht auch auf deinem Plan,
wie man aus Trümmern unserer Zeit
wieder Hoffnung schöpfen kann,
die Zufriedenheit und Kraft verleiht.

Wo sich dein Schein zu uns gesellt
wird selbst die ärmste Hütte hell
und deine Botschaft in der Welt
den Menschen wieder Lebensquell.

Kurt Würthner