Reflektionen zu Bibelversen



Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.
(Aus Sacharja 9,9)






Liebe Leserinnen, liebe Leser,

manchmal scheint es mir die Hauptlektion im Leben zu sein:
Warten zu lernen.

Schon als Kind musste ich dauernd warten.
Auf den Geburtstag. Auf Weihnachten. Auf das richtige Alter,
um in die Schule zu können oder später Wein trinken zu dürfen.

Auch Gott scheint es ganz wichtig zu sein, uns das Warten können beibringen zu wollen:
In der Bibel wird dauernd gewartet:

    Abraham bekommt einen Sohn versprochen.
Doch er muss hundert Jahre alt werden, bis er einen Sohn bekommt.
80 Jahre wartete er frustriert ….

    Mose muss 40 Jahre lang in der Wüste Schafe hüten, bevor Gott mit ihm loslegen kann.
    Das Volk Israel lässt Gott 40 Jahre in der Wüste warten.
    Und so weiter ...

Zwischen mir und Gott ist dieses Hinhalten oft ein Thema:
Gott, warum lässt Du mich schon wieder warten?

In meinen helleren Momenten erkenne ich, dass Gott mich zuweilen warten lässt,
um mich wachsen zu lassen. Er wartet auf mich, bis ich kapiert habe, was er mir sagen will.

Früher hatten die Menschen mehr Übung im Warten:
Wer Rüben und Salat beim Wachsen zusehen und versorgen muss,
die Gurke nicht jederzeit aus dem Supermarkt holen kann,
sondern sie erst isst, wenn sie reif ist, der hat warten gelernt.

Und der hat auch mehr Verständnis dafür, wenn Gott uns auf einen Reife-Prozess schickt.

Wir sind gewohnt, alles sofort zu bekommen.
Durch den fehlenden Reifeprozess sind wir in manchen Dingen unreif.

Fühlen Sie sich bereit für eine Begegnung mit dem Gottessohn?
Was, wen Jesus plötzlich vor meiner, vor Ihrer Tür steht?

Dass Jesus zu uns kommt, das feiern wir an Weihnachten.
Wenn ich wüsste, dass Jesus bald zu mir kommt, würde
ich gerne vorher noch ein paar Dinge durchdenken.
Mich nochmal prüfen. Über mein Leben nachdenken.
Ein paar Bibelstellen nachlesen. Damit ich vorbereitet bin.

Deshalb haben Christen vor vielen Jahrhunderten den Advent eingeführt.
Als Vorbereitungs- und Reifezeit vor Weihnachten.

Das Problem ist nur:
Was machen wir, die das Warten verlernt haben, mit einer bewussten Wartezeit?
Wir füllen sie mit anderem:
Mit Weihnachtsmärkten, mit Shoppingtouren, Glühweinparties, mit Vereins- und
Betriebsweihnachtsfeiern. Es wäre ja sonst nichts los.

Sich mit sich selbst beschäftigen, sich zu hinterfragen, sich weiter zu entwickeln,
findet dann keinen Raum mehr.

Wer nicht warten kann, kann auch nicht reifen.

Matthias Brender
bibeltv.de